Veronika Missel
Projektbeschreibung
Titel der Arbeit: „Matratzen“ 2014/15
… wer hat Angst vorm …
Bei ihrem Werk „Matratzen“ handelt es sich um zwei lebensgroße männliche Figuren aus rohbelassener Schafwolle.
Der Eine ist nach vorne gebeugt, als möchte er nach dem Besucher greifen. Seine wollene Oberfläche ist weich und animiert zum Streicheln.
Durch die Verwendung von langen grauen Haaren an seinem Bein erinnert er aber an einen Faun oder Dämon.
Der Andere ist eher nach innen gerichtet und ganz mit seiner eigenen Lust beschäftigt.
In der Abgeschlossenheit der Zelle muss der Insasse seine sinnlichen Bedürfnisse mit sich alleine ausleben.
Er kann sich nur des Inventars bedienen, das ihn umgibt. Unter anderem die Bettstatt mit der Matratze.
Die Besucherin kommt hier in die Rolle des Voyeurs und wird dadurch aufgefordert, sich zum eigenen Schamgefühl zu positionieren.
Wenn nun unser Gegenüber sich in seiner Schamlosigkeit gehen lässt, finden wir das aufregend oder löst das Angst und Abscheu aus? Wann schließen wir die Zellentür?
Die Verwendung von Schafwolle drückt die Ambivalenz zwischen Verführung und Abstoßung aus.
Unbehandelte Schafwolle triggert ganz verschiedene Erinnerungen an.
Je nach dem empfindet man sie als weich, angenehm, geeignet für Kleidung und Bett – oder als kratzig, fettig, eklig, will man sie nicht hautnah an sich heran lassen.
Kern ihrer Arbeit „Matratzen“ ist die Suche nach der Grenze zwischen schön und schrecklich, zwischen erlaubt, gewollt und verboten.
Kurzvita: Veronika Missel
Seit 2011 Studium an der freien Kunstakademie Nürtingen
Studium der Kunsttherapie am IKT München
Davor Tätigkeit als Krankenschwester, Orchestersekretärin und Hospizkoordinatorin
Vier erwachsene Kinder
Die Beschäftigung mit Schafwolle ist seit Jahren Schwerpunkt ihrer Arbeit.
Es entstanden unter Anderem große Rauminstallationen und ein Kurzfilm.