Franziska Bilharz
Als Kostuemmalerin bearbeite ich täglich textile Materialien jeglicher Art. Dabei geht es vor allem um eine bestimmte optische Erscheinung der Kostüme auf der Bühne. Das Endprodukt ist also auf das Sinnesorgan Auge ausgerichtet. Bei der Bearbeitung allerdings und auch beim Tragen der Kostüme durch die Schauspieler spielt der Tastsinn eine große Rolle. Diesen Aspekt möchte ich gern mit einer Arbeit für die JVA Magdeburg in den Vordergrund stellen und gleichzeitig einen Bezug zum Gebäude herstellen.
Ich möchte einen Wandabschnitt bearbeiten, der in besonderer Weise durch Abnutzung/Alltagsspuren (wie Kratzer, fehlender Putz, Risse, eingeritzter Text, farbige Spuren) geprägt ist, um den Betrachter auf die kleinen Erinnerungsstücke aus dem Gefängnisalltag aufmerksam zu machen.
Dazu werde ich mit verschiedenen textilen Materialien diesen Wandabschnitt farblich genau nacharbeiten, abgeplatzte Putzteile, Einkerbungen oder Risse plastisch hervorheben, so dass optisch das Wandstück nicht auf den ersten Blick von der Umgebung zu unterscheiden ist. Aber das haptische Erleben beim Anfassen und Darüberstreichen sich schon durch das warme, weiche Material, aber auch durch die Ausarbeitung von Huckeln, Buckeln und Vertiefungen angeregt wird. Gleichzeitig erfahren dadurch die kleinen Wunden einer Wandfläche besondere Aufmerksamkeit und können leichter ihre Geschichten an den Betrachter weitergeben.
Kurzvita
geb. in Mittweida (Sachsen)
Gesellenprüfung im Keramikerhandwerk in Regensburg
Studienabschluss: Bildende Kunst (Schwerpunkt Plastik) an der Universität Regensburg
freischaffende Künstlerin in Dessau
Kostümmalerin am Anhaltischen Theater Dessau