Hans- Wulf Kunze
Projektbeschreibung
Sein Beitrag soll eine Installation von vier bis sechs Farb- bzw. S/W- Fotografien sein, der in Form einer Intervention auf die vorgefundene Raumsituation reagiert ( auf die einer Zelle ).
Thematisch erhebt er eine Auswahl medialer Bilder (vorwiegend Fernsehbilder), die er seit Jahren anfertigt und sammelt.
Der Künstler wählt mediale Bilder, weil er vermutet, dass es für die Insassen der ehemaligen JVA einerseits diese Art von Bilder waren, die eine Spur in die Welt darstellten, mit deren Hilfe sie sich ein Bild von der Welt draußen machten.
Da es sich m.E. um ein Untersuchungsgefängnis handelte, sind es sicher zugleich aber auch ganz individuelle Bilder im Zusammenhang mit Ereignissen und Handlungen aus ihrer Vergangenheit gewesen, mit denen sie sich während ihres Aufenthaltes in den Zellen auseinandersetzen mussten.
Die vom Künstler angefertigten Fotografien könnten auf Grund ihrer Ausschnitthaftigkeit ein Äquivalent zur Wahrnehmung von Menschen in solchen Situationen sein. Dadurch, dass die medialen Bilder aus ihrem Kontext gelöst wurden, könnten sich im Zusammenhang mit dem Ort eigene Räume für Denken und Fühlen der Betrachter eröffnen.
Zum anderen stellt sich Hans- Wulf Kunze als Fotograf, der inzwischen über 40 Jahre Bilder in der ihm umgebenden Wirklichkeit sucht, zunehmend die Frage, inwiefern Bilder der Realität unsere Empfindungen noch erreichen können. Was erleben wir noch selbst? Wie machen wir uns ein Bild davon? Sitzen wir nicht alle in selbst gewählten geschlossenen Situationen, in denen wir die Welt ähnlich wahrnehmen wie die ehemaligen Häftlinge an diesem Ort?
Die Installation soll diese mediale Sinnlichkeit befragen.
Hans- Wulf Kunze
– geb. 1955 in Dresden, 1974 Abitur in Magdeburg, 1974-1977 Armeedienst
– 1977 bis 1982 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig;
Diplom bei Helfried Strauß
– seit 1982 freiberuflich in Magdeburg tätig; Auftragsfotografie vorwiegend für Museen
– neben der Auftragsfotografie 1982-1994 fotografische Projekte zur Arbeit in Betrieben der Stadt, des Mansfelder Landes und im Ausland
– 1992-94 Zusatzstudium bei Prof. Helfried Strauß an der HGB Leipzig, Meisterschüler
– seit 1995 Beschäftigung mit Farbfotografie;
– 1995 Stipendium des Kunstvereins Röderhof