Platz schaffen für die Kunst
Am Wochenende haben wir mal wieder die Schaufel in die Hand genommen und im zukünftigen Herzen von Mystique ausgemistet. Unglaublich, was sich in diesem Haus alles stapelt…
Als die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) 1994 Insolvenz anmeldete, ließen die Angestellten offenbar alles sofort stehen und liegen und gingen mit gesenktem Kopf nach Hause. Zwei Jahrzehnte und vermutlich viele Einbrüche später stehen wir mittendrin in diesem Chaos und können nur den Kopf schütteln. Bürobedarf liegt da vor uns, in tausendfacher Ausführung, Stifte und Reißzwecken, Stempelkissen und Bedienungsanleitungen, aber auch Milchpackungen, Kakao, Dienstausweise, Geschirr, Schuhe, tote Fliegen und Zimmerpflanzen, die bei der ersten Berührung zu Staub zerfallen. Vor allem aber Dokumente. Berge von Dokumenten. Unglaublich, dass die keiner vermisst hat. Haben sich die damaligen Angestellten eingestanden, dass Bürokratie doch nichts bringt außer kiloweise unnützes Papier oder war ihr Missmut so groß, dass sie all dem trotzig und ohne sich noch einmal umzudrehen den Rücken kehrten?
Dem jetzigen Besitzer des Gebäudes, Georg Beckers, sind diese Unterlagen jedenfalls nicht egal. Weggeschmissen werden dürfen sie nicht, also stapeln wir sie – zunächst noch fein säuberlich, später eher etwas unwirsch – auf den Toiletten, die während der Ausstellungszeit nicht genutzt werden. Dutzende Computer und Drucker gleiten durch unsere Hände. Lineale und Mülleimer heben wir auf, kann man ja gut gebrauchen bei so einem Kunstfestival. Ja, Kunst – manche Zimmer hätte man so, wie sie waren, mit Tapetenkleister fixieren und als Kunstwerk betiteln können. Uns haben sie jedenfalls genauso in Staunen versetzt, wie es die Gemälde und Skulpturen tun werden, die ab Juni hier stehen. Der Atem der Vergangenheit ist immer faszinierend.
Die Mädchen retteten unentwegt Vasen (kann man ja an die Bar stellen), Geschirr (braucht man ja an der Bar) und Tischdecken (für die Tische vor der Bar). Die Jungs unterdessen hatten großen Spaß dabei, marode Möbelstücke nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen, filmreif, mit leuchtenden Augen. Dann wurde gefegt, geniest, weiter gefegt, gehustet. Wir öffneten die Fenster und blickten auf die Alte Neustadt. Unter uns die TGA-Produktionshallen und eine riesige, öde Betonfläche. Dieser Ort wird sich verändern, denken wir uns, und wir sind unglaublich gespannt darauf, wie.
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