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VATERHAUS – THE VISIT ist eine Videoinstallation von WHAT YOU SEE IS WHAT YOU GET nach einem Konzept von Sebastian Dominic Auer, Hubert Schmelzer und Natascha Simons.
Dr. August Dietrich verstarb im Februar 2012 im Alter von 85 Jahren. Er erhängte sich auf dem Dachboden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er alleine auf seinem großen Anwesen in Iffeldorf bei München gelebt. Das Haus war lang im Besitz seiner Familie gewesen. Viele Geschichten haben sich hier im letzten Jahrhundert ereignet und so ist das Haus zu einem Ort der Erinnerungen geworden. Nun war Dietrichs Frau bereits viele Jahre vor ihm verstorben und er wurde in seiner Einsamkeit immer verbitterter. Die letzten Jahre ließ er sich nur noch selten im Dorf blicken. Sein Lebensstandard war niedrig und was er benötigte kaufte er stets in großen Mengen, sodass der Vorrat eine Weile hielt. Im Erdgeschoss befand sich das alte Arztzimmer. Ein Grund weniger das Haus zu verlassen, denn den Großteil seiner körperlichen Beschwerden konnte er als Arzt selbst lindern. Vor langer Zeit war hier das einzige Ärztehaus im gesamten Landkreis und ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens gewesen.
Heute gleicht das Betreten des Hauses einer Zeitreise an den Anfang des letzten Jahrhunderts. Der Tod des Hausherrn überführte das Haus in einen Zwischenzustand. Es ist nun weder gelebte Gegenwart noch Vergangenheit. Die Videoinstallation VATERHAUS – THE VISIT zeigt diesen Stillstand auf neun Fernsehern, die wie Guckkästen in eine andere Zeit sind. Umgeben von Erinnerungen, seltsamer Vertrautheit, abgelebtem Material und unheimlicher Fremdheit beleben vier Darsteller die Räume des Hauses.