Düster und ansteckend komisch – LIMA #8
Vor ausverkauftem Haus – wer zu spät kam, musste auf dem Boden Platz oder mit einen Stehplatz vorlieb nehmen – fand der 8. Lesebühnen-Wettbewerb statt, den der Kulturanker e.V. diesmal im Rahmen des OLO BIANCO Performancefestivals am letzten Wochenende veranstaltete. Teams aus Köln, Halle, Leipzig und Magdeburg kämpften um dem LIMA-Wanderpreis – der durch seine 10-jährige Rundreise durch ganz Deutschland schon leicht lädiert ist, aber so eben schon eine gewisse Patina angesetzt hat und dadurch vielleicht umso begehrter ist.
Den undankbaren ersten Startplatz war den „Sonderfrauen“ aus Magdeburg zugelost worden, die aber gleich zeigten, wo es entlang gehen sollte. Dadaistische Vorträge von Cornelia Habisch und Regine Sondermann über die Siphon-Reinigung und Hallenbaderlebnisse wurden kontrastiert mit einer anatomische-sinnliche Betrachtung des Sexuallebens von Schnecken. Besonders der chorische Sing-Sang der beiden kam bei den Magdeburgern gut an.
Anschließend brachen sich die rheinischen Fröhlichkeits-Wellen der Lesebühne „Ein Abend namens Gudrun“ mit dem Publikum. Das war eine aufschlussreiche Studie der unterschiedlichen Mentalitäten im deutschen Lande. Anke Fuchs nahm die Stimmung gut in ihrer unverkennbaren Art mit einem ruhigen nachdenklichen Text auf, dagegen zeigten Christian Gottschalk und Chris Revon – verstärkt mit der elektrischen Gitarre – die musische Seite des Team auf, und zum Schluss sprang der Funke auch auf die Zuschauer über. Gemeinsames Singen auf und vor der Bühne verband.
Die beiden Hallenser Peter Berg und Christian Kreis glänzten mit ausgetüftelten Sach- und Lachgeschichten mit einem besonderen trockenen Humor, in denen die Pointen kunstvoll gesetzt waren. Die beiden kreisten nicht lange um den Berg, sondern kamen mit Geschichten, die das Leben im süd-östlichen Sachsen-Anhalt spielt, gleich zur Sache. Und das kam sogar so gut an, dass eine Zuschauerin in einen Lachkrampf verfiel, der dann auch ansteckte.
Den Abschluss mit eher düsteren und morbiden Kurzgeschichten aus schwieriger Kindheit und einer irgendwo weit entfernten hinterfränkischen Provinz bildeten die beiden Youngster der Lesebühne „Größer als Godzilla“. Der Name war hier wohl Programm, erwartete doch der Zuhörer bei den Geschichten, die Max Beckmann ausmalte und Simon Kalus inszenierte, in jedem Moment, dass das unheimliche Monster um die Ecke kommt.
Wie in den letzten Jahren wurde die LIMA-Veranstaltung von mir, Herbert Beesten, und Karsten Steinmetz launig moderiert. Wir achteten jedoch darauf, dass die Lesebühnen-Teams im Mittelpunkt standen. Komplettiert wurde der schöne Abend von dem Gitarristen Jan, einem begabten jungen Mann aus Potsdam. Er studiert derzeit in Magdeburg die interessante Kombination aus Physik und Philosophie. Auch die Bearbeitung der akustischen Gitarre mit Fingerpicking- und Bottle-Neck-Technik zeigte die Vielseitigkeit in musikalischen Angelegenheiten.
Am Ende waren die Zuschauer gefordert, mit kleinen Bewertungsbögen ihr persönliches Ranking abzugeben. So wurde am Ende des Abend das Team aus Halle zum Sieger gekürt. Das wurde anschließend natürlich ausgiebig gefeiert.
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Text: Herbert Beesten
Bilder: Manuel Pape